Brief 101 - Tod, wo ist dein Stachel?

Der Tod kommt an einem Sonntag. Mit Ankündigung.

Heute ist Totensonntag. Oder Ewigkeitssonntag, wie er inzwischen auch genannt wird. Vielleicht ein Hinweis darauf, wie wir den Tod zu verdrängen versuchen. Wohl wissend, dass er uns irgendwann ereilen wird.

 

Von der 1868 in Schweden als Marie Louise Smith geborenen Fürstin Mary Karadja ist folgender Text überliefert:

 

Der Ausdruck „wenn ich tot bin“ ist irreführend und sollte vermieden werden. Der Geist ist unsterblich; nur die Lippen, welche den Gedanken aussprechen, werden vergehen.

Wir sind nicht Körper, die eine Seele haben, sondern Seelen, die einen Körper haben.

 

Damit ist schon mal richtiggestellt worden, was der Tod ist: Das Ende des Körpers, der Form, die den Geist oder die Seele beherbergt. In Brief 67 kam die berühmte Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross zum selben Schluss.

Tod, wo ist dein Stachel?

 

Bleibt noch die Frage nach Himmel und Hölle. Auch dazu ein Text, diesmal vom 1575 geborenen deutschen Mystiker und Philosophen Jakob Böhme:

 

Der Jünger fragte den Meister: Wo fährt die Seele denn hin, wann der Leib stirbt, sie sei selig oder finster?

Der Meister sprach: Sie bedarf keines Ausfahrens; das äußerliche, tödliche Leben samt dem Leibe scheidet sich nur von ihr.

Sie hat Himmel oder Hölle zuvor in sich. Welches in ihr offenbar wird, entweder der Himmel oder die Hölle, darinnen stehet sie.

 

Mögest Du niemals darin müde werden, Dir und Deinen Mitmenschen die Zeit auf Erden zum Himmel zu machen.

Und wenn es nur dadurch ist, dass Du Dir und Deinem Gegenüber durch Dein Urteil nicht den Himmel zur Hölle machst.