Brief 111 - So ein Zufall!

Wie angekündigt möchte ich heute den Schlusssatz meines vorletzten Briefes aufgreifen. Darin ging es um die erfreulichen Begebenheiten und Entwicklungen in Deinem Leben, bei denen Du verblüfft feststelltest: So ein Zufall!

Wie oft Du das schon gedacht haben magst?

Hinter der Erkenntnis „So ein Zufall!" steht die Tatsache, dass Dir etwas „zugefallen" ist. In Anlehnung an den vorletzten Brief könnte man auch sagen: Du hast etwas gefunden.

 

Schon der 1725 in Venedig geborene und bis heute als Inbegriff des Frauenhelden geltende Schriftsteller und Abenteurer Giacomo Girolamo Casanova schrieb:

 

Die besten Dinge verdanken wir dem Zufall.

 

Vielleicht bezog sich seine Feststellung ja in erster Linie auf seine zahlreichen Liebschaften. Es könnte aber auch gut sein, dass es die Worte des Lebenskünstlers Casanova waren.

Schon weit vor ihm, nämlich rund 300 Jahre vor Christi Geburt, vertrat der große griechische Philosoph Epikur von Samos sogar die These, das alles im Leben Zufall sei:

 

Alles geschieht nach Naturnotwendigkeit, nach Vorsatz, nach Zufall.

 

Ist der Zufall also geradezu eine Notwendigkeit der Natur, der Schöpfung?

Das sah auch der 1694 in Paris geborene Philosoph und Schriftsteller Voltaire so. Zwei seiner Erkenntnisse:

 

Zufall ist ein Wort ohne Sinn; nichts kann ohne Ursache existieren.

Der Zufall ist das bekannte Ergebnis unbekannter Ursachen.

 

Der 55 Jahre nach Voltaire ebenfalls in Frankreich geborene Pierre-Simon Laplace, er war Mathematiker, Physiker und Astronom, bringt es auf den Punkt:

 

Mit dem Wort „Zufall“ gibt der Mensch nur seiner Unwissenheit Ausdruck.

 

Ja, was wissen wir schon…? Das alles, was passiert, den Gesetzen von Ursache und Wirkung folgt, können wir ja durchaus verstehen. Aber wir kennen eben nicht alle Ursachen. Das Wesentliche bleibt - wie uns schon der kleine Prinz lehrte - für die Augen unsichtbar.

Es könnte also gut sein, dass uns auf einer tieferen Ebene die Dinge von jener uns unsichtbaren Ursache „zufallen“, auf der die ganze Schöpfung gründet. Dass quasi alles einem großen Schöpfungsplan folgt.

 

Wir könnten das Eingangszitat von Casanova ja mal unter dem Aspekt betrachten, dass wir unser Leben dem Umstand verdanken, gegen bis zu 600 Millionen konkurrierender Spermien den Weg in die Eizelle gefunden zu haben. Die besten Dinge verdanken wir eben dem Zufall...

 

Was dies für Dein Leben bedeuten könnte, damit wird sich der nächste Brief beschäftigen.