Brief 183 - Nimm mich mir

Nicht zufällig führt der Schweizer Jakobsweg auch über Flüeli-Ranft, die ehemalige Wirkungsstätte des Schweizer Schutzpatrons Nikolaus von Flüe, besser bekannt als Bruder Klaus. Er lebte dort von 1417-1487 und wurde vom Bergbauer, Politiker und Richter zu einem einflussreichen Einsiedler, Asket und Mystiker. 1947 wurde er heiliggesprochen.

 

Seine spirituelle Suche ließ ihn zum Pilger werden. Aber bereits kurz vor Basel kehrte er um und zog sich in seine Einsiedelei in der Ranftschlucht zurück. Das erinnert mich an die im letzten Brief ausgedrückte Erkenntnis, dass das Ziel all unserer Wege kein Ort ist, der sich zu Fuß erreichen ließe, sondern der Weg in unser wahres Zuhause.

 

Bruder Klaus’ bekanntestes Gebet ist die Bitte an die Schöpferkraft, ihn Sich eigen zu machen. Wir können daraus auch ableiten, wie wir selbst zu einem - wie Franz von Assisi es ausgedrückt hat - „Werkzeug des Friedens“ werden: Indem wir den Gedanken der Trennung fallen lassen und unser Einssein mit der Schöpferkraft erkennen.

 

(im Text habe ich das Wort „Herr“ durch „Vater“ ersetzt)

 

Mein Vater und mein Gott,

nimm alles von mir,

was mich hindert zu Dir.

Mein Vater und mein Gott,

gib alles mir,

was mich fördert zu Dir.

Mein Vater und mein Gott,

nimm mich mir

und gib mich ganz zu eigen Dir.