Aus der Erinnerung an Deine eigene Wirklichkeit, die als alleinige Wahrheit hinter Deiner Form und Deinen Gedanken ruht, auch die Welt mit befreien?
Ich gebe zu: Das, worauf die Briefe zur Adventszeit hinausliefen, ist ein hehres Ziel.
Vor allem der Kern dieser Befreiung, die Vergebung, scheint manchmal schlicht unmöglich. Zu tief können die Verletzungen sein, zu offen die Wunden. Zu groß das Unrecht, zu schrecklich das Leid. Allein angesichts der vielen persönlichen Schicksale, die mir Menschen in den vergangenen Jahren anvertraut haben, kann ich das absolut verstehen. Manchmal müssen - und dürfen - wir einfach darauf vertrauen, dass die Zeit Wunden heilt.
Und wie sieht es mit der Vergebung des Unrechts, der Gewalt, der Rücksichtslosigkeit und der Machtspiele aus, von denen die Zeitungen und Nachrichten tagtäglich berichten?
Ich mag diese Frage kaum stellen. Zu laut sind die Rufe nach Angriff und Verteidigung, nach Wiedergutmachung und Rückzahlung, nach Vergeltung und Rache. Da scheint der Gedanke der Vergebung geradezu weltfremd.
Zu Recht, denn das ist er auch!
Weil ein von diesem Gedanken durchdrungener Geist eben nicht den Gesetzen dieser Welt gehorcht, jenen, mit denen man Politik und Geschäfte machen kann. Er kann nicht anders, als das, was er als seine eigene Wirklichkeit erkannt hat, auch als Wirklichkeit aller anderen Wesen zu betrachten. Auch wenn diese Wirklichkeit angesichts martialischer Worte und stahlharter Panzerungen überhaupt nicht durchdringen kann.
Er kann nicht anders, weil Verurteilung ihm fremd geworden ist. Er kann nicht anders, weil ihm Vergebung widerfahren ist und diese sich ausdehnen möchte.
Ein solcher Geist hat auf jede Bedrohung eine entwaffnende Wirkung.
Du spürst Dich von einer Güte getragen, die Dir und allem erlaubt, zu sein. Dein Geist ist erwacht. Er ist zu einem Werkzeug des Friedens geworden.
So geht Frieden!