Brief 223 - Die Ewigkeit bewahrt nur die Liebe...

Hinter uns liegt der von Hermann Hesse gelobte Eigensinn, vor uns die Karwoche. Auf den ersten Blick zwei Gegensätze, die einander diametral gegenüberstehen: Sinn und Sterblichkeit.

Bei genauerer Betrachtung zeigt sich aber, dass es gerade die Konfrontation mit unserer Sterblichkeit ist, die unser Streben nach Sinn antreibt.

 

Sie nährt unseren tiefsten Wunsch nach Unendlichkeit, nach Unsterblichkeit. Und sie lässt uns nach einem Leben, das uns sinnvoll erscheint, nach persönlicher Bedeutung streben.

Nur: Wie lässt sich dies erreichen?

 

Es gibt einen Weg, den paar Jahren, die wir in diesem Leben verbringen, wahren Sinn zu geben.

Indem wir lernen, zu lieben. Andere Menschen, andere Lebewesen, uns selbst.

Indem wir der Welt Liebe und Güte schenken.

 

Dann wird unser Leben sinnvoll und erfüllend. Dann wirst Du ein Segen.

Das ist der Hintergrund, der Deinem Leben die Dimension des Unendlichen, des Unsterblichen erschließt.

 

Durch Deine eigene Liebe erfährst Du die Macht, die möchte, dass es Dich und einen anderen Menschen unbedingt gibt. Es ist die Macht, die ich Schöpferkraft und die Du auch Gott oder anderswie nennen kannst.

Die Liebe baut eine Brücke zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit, zwischen Geschöpf und Schöpfer.

Sie lässt Dich die Welt von innen begreifen. Nicht mehr nur naturwissenschaftlich, sondern in ihrer tiefsten Daseinsberechtigung, in ihrer Schönheit, in ihrem Frieden, ihrer Harmonie und im Einklang aller Dinge. Es sind die Momente, in denen Du wünschst, dass alles nie aufhören möge.

 

Dann verstehst Du, was der großartige libanesische Dichter und Philosoph Khalil Gibran (1883-1931) mit diesen Zeilen zum Ausdruck brachte:

 

Die Ewigkeit bewahrt nur die Liebe,

weil sie von gleicher Natur ist.