Wir legen Blumen auf das Grab eines lieben Verstorbenen und wollen damit ausdrücken: Dein Leben hat nicht aufgehört. Es ist der Anfang von etwas Neuem. Mit deinem Tod ist es wie mit den Blumen, die sich im Winter in den Schoß der Erde zurückziehen, um im Frühling wiederzukommen. Sie sterben nur, um weiter leben zu können.
Deshalb geben wir das Schönste, was wir haben: Blumen. Zur Sinndeutung der Existenz eines Menschen, im Tod wie im Leben.
Die Welt besteht aus lauter Symbolen für Kommen und Gehen. Sie sollen den Menschen angesichts seiner Sterblichkeit trösten.
Wir finden diese Symbole in vielen Bildern: Im Lauf der Gezeiten, in den Sternbildern, die mit den Jahreszeiten kommen und gehen, im Jahresumlauf der Sonne, im Mond und - sogar im gleichen Rhythmus wie beim Mond - im Zyklus der Frau, um Leben weiterzugeben.
Diese Symbole sollen dem Menschen versichern: Deine Unsterblichkeit ist kein sinnloser Glaube, sondern der tragende Grund deiner Existenz.
Dies verinnerlicht, könnten wir wahrlich sagen: Frohe Ostern!
Dann gehen wir leicht und angstfrei durch diese Welt.
Dann leben wir im Vertrauen auf den, der uns geschaffen hat, weil er wollte, dass wir sind.
Stell Dir vor, wir könnten einander in seinen Augen betrachten - mit den Augen der reinen Liebe. Wir sähen uns ohne Angst, ohne Egoismus, ohne Begehrlichkeit, ohne Machtspiele, ohne Schamgefühle.
Wir fänden zueinander, indem wir lernten, die Welt mit den Augen des anderen zu sehen, ihn mit allen Zusammenhängen und in Liebe zu verstehen.
Dann begegneten wir wirklich Gott! Das ist unsere eigentliche Bestimmung. Dahin drängt alles, was wir Mensch sein nennen.
Wenn die Liebe Dir winkt, folge ihr,
sind ihre Wege auch schwer und steil.
Und wenn ihre Flügel Dich umhüllen, gib Dich ihr hin,
auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert Dich verwunden kann.
Und wenn sie zu Dir spricht, glaube an sie,
auch wenn ihre Stimme Deine Träume zerschmettern kann
wie der Nordwind den Garten verwüstet.
Khalil Gibran
Auf dass es in uns und durch uns Ostern werde!