Brief 236 - Mögest Du glücklich ankommen

Kommt ein Mensch zur Welt, kann er eigentlich gar nicht leben. Außer er findet ein Gegenüber.  Eines, bei dem Wohlwollen, Wärme und Geborgenheit ist. Eines, bei dem er Nahrung findet, bei dem Erkenntnis der inneren Bedürfnisse besteht und die Bereitschaft, diese zu erfüllen.

Als Neuankömmling brauchen wir eine Welt, die alles gibt, was wir benötigen. In der wir umfangen und aufgehoben sind.

Wir können diesen Erfahrungsraum als Mütterlichkeit bezeichnen.

 

Wir kommen als Suchende auf diese Welt. Wir suchen die bedingungslose Annahme, das absolute Ja zu unserem Leben.

Aber wir suchen es in einer Welt, die niemals bedingungslos sein kann. Das galt natürlich auch für die gute Mutter, von der im letzten Brief die Rede war. Auch sie hatte ihre Grenzen und konnte das Absolute, was wir forderten, nicht erfüllen. Genauso wenig wie der Vater oder andere Bezugspersonen.

 

Wir haben mit unseren ersten Bezugspersonen unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Von tiefster Liebe bis unendlichem Leid.

In einem sind wir uns alle gleich: In unserem Verlangen nach etwas Absolutem. Und darauf konnte selbst die beste Mutter der Welt nur hindeuten.

Wonach wir als Grundlage unserer Existenz suchen, darauf finden wir auf der Welt keine Antwort. Die endliche Welt kann unser Bedürfnis nach unendlicher Güte nicht befriedigen.

 

Das, wonach wir uns sehnen, finden wir ausschließlich in der Kraft, die uns erschaffen hat. Hier erst erfahren wir die absolut liebende Begegnung, die uns leben lässt und Erneuerung in allem bringt, was wir sind und waren.

Sie lässt uns leben in Güte, umfängt uns auch in unseren Fehlern und mit dem, was wir ablehnen. Ihre Liebe müssen wir uns nicht erst verdienen.

Sie wird uns nie verlassen, weil wir ihre Kinder sind.

 

Sie zu finden ist nicht weniger als Deine Wiedergeburt, Deine Auferstehung!

 

Dann bist Du am Ziel Deines Pilgerwegs durchs Leben.

Buen Camino - mögest Du glücklich ankommen.