Brief 257 - Liebe wird die Welt verändern

Diesen Sonntag wird in Deutschland der Volkstrauertag begangen. Wie können wir von diesem Gedenktag eine Brücke zu jener Vernunft und Liebe schaffen, von der im letzen Brief die Rede war?

 

Joachim Gauck hat in seiner Zeit als Bundespräsident zum Totengedenken eine Rede gehalten, welche neben dem Gedenken und der Trauer die Hoffnung auf Versöhnung und die Verantwortung für den Frieden betont.

Diese Verantwortung möchte ich jedoch nicht den Staatsmännern und Politikern überlassen - auch nicht Herrn Gauck. Denn Verantwortung bedeutet, dass wir unser Denken, Sprechen und Handeln konsequent auf Frieden und Versöhnung ausrichten.

 

Damit das, was Nikolaus von Kues meinte, durch Dich Wirklichkeit werden kann.

Nicht Ideologie, sondern Liebe wird die Welt verändern.

 

Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene oder Flüchtlinge ihr Leben verloren.

Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.

Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung.

Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind.

Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz.

Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern,

und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.

Joachim Gauck (Rede leicht gekürzt)