Vor wenigen Tagen erklärte ein Religionswissenschaftler im Deutschlandfunk, dass das, was wir als Weihnachtsgeschichte kennen, weder historisch nachvollziehbar noch in dieser Form im Neuen Testament zu finden sei. Vielmehr handle es sich bei der uns bekannten Szenerie mit dem Kind in der Krippe um ein Zusammenfließen verschiedener Texte aus unterschiedlichen Quellen. Das Weihnachtsfest sei sogar erst im 4. Jahrhundert nach Christus „erfunden“ worden.
Die uns so vertraute Weihnachtsgeschichte gibt es also gar nicht! Weihnachten - so der Experte - entstehe in unseren Köpfen.
Das möge Dich aber nicht erschüttern, weil wir uns gleich der wahren Weihnachtsbotschaft zuwenden wollen.
Dazu brauchen wir nur den letzten Satz des Religionswissenschaftlers leicht umformulieren:
Weihnachten entsteht in Deinem Herzen!
Denn Weihnachten ist das Fest der Liebe - der größten Macht. Sie entspringt einer tiefen Sehnsucht, aus einem Gefühl der Bedürftigkeit und Unvollständigkeit. Ihre Geburtsstunde feiert sie in jenem Moment, in dem wir merken, wie ergänzungsbedürftig wir tatsächlich sind.
Wenn wir einen geliebten Menschen in unsere Arme schließen, uns Herz an Herz austauschen, ist das ein Einstimmen zweier Seelen aufeinander.
Neben der körperlich-sinnlichen Anziehung steckt das Verlangen dahinter, die Wahrheit in der Seele des anderen zu erkennen und ans Licht zu heben. Im Bild des Höhlengleichnisses von Platon (Brief 260) ausgedrückt, geht es um das Erkennen der Wahrheit unserer eigenen Existenz; darum, die Liebe aus den Schattenumrissen der körperlichen Begehren hinzuführen in eine sinnlich-geistige Beziehung.
Das ist die Reifung der Liebe!
Die Liebe ist die Energie, die alle Überlagerungen, Verformungen und Täuschungen wegräumt und das Wesen des Anderen ans Licht hebt.
Dann gibt es keine Zweiteilung mehr zwischen Denken und Fühlen, zwischen Traum und Realität. Es fügt sich alles zu einer Einheit zusammen, welche die Dualität in Harmonie aufhebt. Das wäre unsere wirkliche Berufung.
Wir können Weihnachten als Einladung verstehen, unserer Sehnsucht nach Liebe zu folgen, uns der Kraft unserer gegenseitigen Anziehung hinzugeben, uns darüber zu freuen und darin die Wahrheit über uns selbst und die anderen zu finden.
Dann findet Weihnachten dort statt, wo es hingehört: In unseren Herzen.
Kann es eine machtvollere Antwort auf Taten wie in Magdeburg geben?
Ich wünsche Dir ein gesegnetes Weihnachtsfest.