Was der Text von Marianne Williamson wohl bei Dir ausgelöst haben mag... So machtvoll soll ich sein? Mein Licht soll ich erstrahlen lassen?
Das mag Dir fremd vorkommen. Oder gar abwegig. Beim Gedanken an die zahlreichen vermeintlichen Größen, die in der Geschichte der Menschheit - oder auch in Deinem Leben - schon viel Unheil angerichtet haben, ist das nicht verwunderlich.
Deshalb: Schuster, bleib bei Deinen Leisten! Bescheidenheit ist eine Tugend! Wer hoch fliegt, fällt tief!
Die meisten von uns haben diese Sätze oft gehört und schon früh in ihrem Leben verinnerlicht. Meist, als sie noch gar nicht in der Lage waren, sie zu reflektieren. Tiefenpsychologisch betrachtet sprechen wir hier von unassimilierten Introjekten. Etwas wird geschluckt, ohne dass es zuvor angepasst bzw. verdaut werden konnte. Sowas kann schwer im Magen liegen bleiben.
Einerseits sind solche Sätze ja gut gemeint. Aber sie machen Dich auch klein. Und sie fordern Dich geradezu auf, Dich mit dem zufrieden zu geben, was kollektiv akzeptiert wird.
So stellen wir unser Licht lieber unter den Scheffel, statt es erstrahlen zu lassen.
Aber damit verbauen wir unserem spirituellen Wachstum den Weg. Wir erlauben es uns nicht, unseren Anteil an der Geschichte der menschlichen Evolution mitzuschreiben. Wir bleiben hinter unseren Möglichkeiten zurück.
Dabei bezieht sich der oben genannte Ausspruch mit dem Licht unter dem Scheffel auf eine Bibelstelle, in der es heißt:
Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Schöpfer preisen.
Wenn Du Dein Licht erstrahlen lässt, ist das keine Handlung des Egos, mit der Du Bewunderung hervorrufen möchtest. Vielmehr bringst Du das Licht der schöpferischen Kraft, die in Dir und durch Dich wirkt, in die Welt.
Wie es sich anhören kann, wenn diese unerschöpfliche Kraft des Lebens durch Dich wirkt, demonstriert der 1942 geborene norwegische Komponist und Organist Mons Leidvin Takle mit seinem fulminanten Orgelstück „Power of Life“. Für ihn bedeutet Orgelspielen mit dem Leben zu tanzen.
Möge es Deine Lebenskräfte entfesseln: