Brief 78 - Alles ist miteinander verbunden

Zum Schluss des letzten Briefes sind wir über die Abhängigkeit zwischen den Menschen auf die Verbindung gekommen, die daraus entstehen kann. Diese tiefe Verbindung, die sich im Hemd auf Deiner Haut genauso wie in jeder liebevollen Geste offenbaren kann.

Um diese Verbindung soll es heute gehen. Wie können wir sie, vielleicht sogar ohne ein Konzept wie das im Gespräch zwischen Howard C. Cutler mit dem XIV. Dalai Lama zitierte, erfahren?

 

Ich glaube, dass gerade das Ablegen jeglicher Konzepte ein Schlüssel für die Offenbarung dieser Verbindung sein kann.

Der französische Maler Henri Matisse hat mal gesagt:

 

Man darf nicht verlernen, die Welt mit den Augen eines Kindes zu sehen.

 

Das haben die elf Teilnehmer meiner heutigen ersten Pilgertour nach langer Zwangspause bewusst praktiziert. Wir sind eine ganze Strecke gelaufen, ohne etwas nach irgendwelchen Konzepten zu benennen oder zu erklären. Einfach nur staunend. So, als würden wir es das erste Mal sehen.

Und vielleicht haben wir es dadurch das erste Mal wirklich gesehen.

 

Probier es doch auch mal aus. Und wenn es nur auf einer kurzen Runde durch den Garten oder den Park um die Ecke ist. Staune einfach über das, was Du siehst, ob es nun 🌳, 🍃, 🌺, 🪲,🐝 oder 🐌 ist.

 

Die 1952 in New York City geborene buddhistische Autorin und Meditationslehrerin Sharon Salzberg schrieb:

 

Ohne die Starre von Konzepten wird die Welt transparent und wie von einem inneren Licht erleuchtet. Mit dieser Art von Verständnis wird die Verbundenheit alles Lebendigen ganz deutlich. Wir sehen, dass nichts stehen bleibt, dass nichts getrennt ist, dass das, was wir sind, und derjenige, der wir sind, zutiefst in die Natur des Lebens selbst eingewoben ist. Aus diesem Gefühl der Verbundenheit entstehen Liebe und Mitgefühl.

 

Wahrlich ein lohnenswertes Experiment. Das Ergebnis könnte sein, dass Du Dir Deines Einsseins mit der Schöpfung gewahr wirst. Womit nicht weniger als das spirituelle Ziel meiner Pilgertouren erreicht wäre!