Brief 90 - Fühlen heißt Leben

Regelmäßig aus den Gedanken und Gefühlen auszusteigen, um sich nicht in der Welt zu verlieren, das war die Botschaft des letzen Briefes.

Esra hat darauf mit dem Hinweis reagiert, dass es aber auch wichtig sei, die eigenen Gefühle wahrzunehmen und sie als Teil der eignen Lebensgeschichte anzunehmen. Wie Recht sie hat...

 

Auf meiner Praxis-Webseite www.praxis-maechler.de schreibe ich auf der Seite über Körpertherapie unter dem Titel „Fühlen heißt Leben“ unter anderem:

 

Durch Körpertherapie kann unsere Aufmerksamkeit wieder mehr auf das körperliche Erleben gelenkt werden, wodurch den Gefühlen, die tief im Körper sitzen, mehr Ausdrucksraum gegeben wird. Der Mensch hat gelernt, gerade die belastendsten Gefühle zu regulieren, indem er durch chronische muskuläre Verspannungen dagegen hält.

Wenn wir unser Gefühle wieder spüren, statt nur darüber zu reden, können diese zu einer hilfreichen und heilsamen Erfahrung werden. Wir können sie annehmen und versuchen zu ergründen, aus welchen Lebenssituationen sie herrühren.

Je mehr wir fühlen, desto lebendiger wird unser Körper. Fühlen ist das Gewahrwerden innerer Vorgänge. Fühlen heißt leben!

 

Das ist der andere Aspekt der Gefühle. Sie zu spüren und ihnen entsprechend zu handeln, entspricht der wahren Natur des Menschen und ist Voraussetzung für geistige und körperliche Gesundheit.

 

Aus den Gefühlen immer wieder mal auszusteigen bedeutet also in keinster Weise, diese zu negieren. Vielmehr soll die dadurch gewonnene „Auszeit“ Dich in Verbindung zu Dir selbst - zu Deinem Dasein im Hier und Jetzt - bringen. Einem Dasein, das losgelöst von den äußerlichen Bedingungen ist - so wie ein sicher Hafen in stürmischer See.

 

Neben den Gefühlen standen aber auch noch die Gedanken im Fokus unserer Betrachtung. Nicht selten folgen sie den Gefühlen in Form von Urteilen, Verurteilungen und Bewertungen. Ein Aussteigen daraus ist immer ein Aussteigen aus einer Wirklichkeit, die eben nur DEINE Wirklichkeit ist und einer Energie, die schnell eine destruktive Dynamik annehmen kann.

 

Der amerikanische Schriftsteller Ralph Waldo Trine (1866-1958) hat dies so beschrieben:

 

Jeder Gedanke, den Du hegst, ist eine Kraft, die von Dir ausgeht, und jeder kommt zurück, beladen mit seinen Wirkungen. Das ist ein unwandelbares Gesetz.

Jeder Gedanke, den Du hegst, hat außerdem noch einen unmittelbaren Einfluss auf deinen Körper. Wenn Du Gedanken wie Zorn, Hass, Bosheit, Eifersucht, Neid, Krittelei oder Hohn ihren Lauf lässt, so üben sie eine zerstörende Wirkung auf den Körper aus: Sie schwächen ihn, und wenn Du sie gewähren lässt, so vernichten sie ihn, indem sie sich in bestimmten Krankheiten äußern.

 

Lass es nicht soweit kommen - indem Du rechtzeitig aus Deinen destruktiven Gedanken aussteigst.