Möchtest Du, angesichts des gegenwärtigen Zustands dieser Welt und der zunehmenden Anzahl an Menschen, die auf der Suche nach Unterstützung sind, hilfreich sein? Klar doch… Aber wie, angesichts der schier unermesslichen Aufgabe und Deiner begrenzten Möglichkeiten?
Ich glaube, dass die Antwort eng mit der Erfahrung Deiner eigenen Wirklichkeit zu tun hat - dem, womit sich der letzte Brief beschäftigt hat: Ich bin ein Ebenbild der Schöpferkraft, ich erschaffe meine Welt.
Wie aber soll „mein“ Welt- und Menschenbild für unseren Planeten und seine Bewohner hilfreich sein?
Man könnte das Thema an dieser Stelle abkürzen, indem man sagt: Probier es doch einfach aus!
Aber vielleicht möchtest Du noch einen Hinweis, der Dich zum eigenen „Experimentieren“ einlädt. Sehr gerne!
Wenn Du die Schöpferkraft in Dir wahrnimmst, erkennst Du sie auch in Deinem Gegenüber und in der Natur. Dadurch passieren zwei Dinge: Zum einen kannst Du gar nicht mehr anders, als diese Schöpfung zu bewahren. Umwelt-, Arten- und Klimaschutz sowie der Einsatz für soziale Gerechtigkeit und Nächstenliebe werden für Dich - wenn Du sie bislang eher als ein Akt von Anstrengung und Verzicht betrachtet hast - zu einer Selbstverständlichkeit, die zu einer deutlichen Steigerung Deines Wohlbefindens beiträgt.
Gleichzeitig passiert etwas ganz subtiles: Durch Dein Erkennen befreist Du die Schöpferkraft aus ihrer manifesten Form. Einen Menschen, ein Tier oder eine Pflanze als das zu erkennen, was er / sie / es ist, verändert nicht nur Deine Betrachtungsweise, sondern auch diejenige des Objekts Deiner Betrachtung. Dafür braucht es nicht einmal Worte. Du schaust, Du begegnest - und Du veränderst. Du machst den Blinden zum Sehenden. Du heilst die Illusion des getrennten Objekts, das um seine Existenz besorgt ist.
Es ist das Experiment, das die Welt braucht! Lass es nicht eine schöne Idee bleiben. Probier es selber aus, verändere Deine Perspektive und die Deines Objekts. Du kannst mit Deinem Gegenüber oder Deiner Zimmerpflanze anfangen.
Wenn Du - so wie ich - ehrenamtlich oder professionell mit Menschen zu tun hast, die sich beladen fühlen, dann kannst Du die befreiende Wirkung Deines Menschenbildes unmittelbar erfahren. Da passiert etwas! Es ist der Kern dessen, was der 1902 geborene Carl Rogers, der „Vater“ der hilfreichen Gesprächsführung - sowohl in der therapeutischen als auch in der alltäglichen Arbeit - als die entscheidende Intervention herausgearbeitet hat: Bedingungslose positive Wertschätzung, Empathie und Kongruenz (Echtheit, Wahrhaftigkeit). Seine Erkenntnisse werden bis heute weltweit gelehrt und bilden das Fundament der Gesprächstherapie.
Das Menschenbild der Gesprächstherapie geht von einer dem Menschen angeborenen „Selbst-Verwirklichungs- und Aktualisierungstendenz“ aus. Klingt etwas sperrig. Nach Jahren der Anwendung ist mir klar geworden, dass diese Begrifflichkeiten nichts anderes sind als die wissenschaftliche Umschreibung dessen, was passiert, wenn Du Dein Gegenüber als das betrachtest, was es in seinem Kern ist.
Du befreist es zu dem, was es ist. Du ermächtigst es. Du lässt es zu seiner Schöpferkraft finden.
Hilfreicher kannst Du nicht werden. Und wahrscheinlich kannst Du auch Deiner Wirklichkeit nicht näher kommen.
Darauf bezieht sich auch der Schlusssatz des bereits in den Briefen 20 und 69 zitierten Textes von Marianne Williamson, den Nelson Mandela bei seiner Antrittsrede als erster farbiger Präsident Südafrikas vorgelesen hat:
Wenn wir uns von unserer eigenen Angst befreit haben, befreit unsere Gegenwart andere ganz von selbst.